Zwei
Kriterien bestimmen die Entscheidung des Kunden und damit den Wettbewerb der Unternehmen:
die Qualität und der Preis des Produkts bzw. der Dienstleistungen. Beide
Kriterien führen jedoch in ein "endliches Spiel": Je mehr sich
Produkte qualitativ angleichen, um so schwieriger wird die Differenzierung im
Wettbewerb; Produktivitätssteigerungen und Kostensenkungen erreichen irgendwann
eine Grenze. Ende der 80er Jahre lenkte BCG den Blick auf eine dritte ? und bis
heute wesentliche - Dimension der strategischen und operativen
Unternehmensführung: den Wettbewerbsfaktor Zeit.
Die Geschwindigkeit, mit der Unternehmen innovative Produkte entwickeln,
herstellen und auf den Markt bringen, wird unter zunehmendem Wettbewerbsdruck
zum entscheidenden Vorteil. Ebenso ist die Schnelligkeit der Veränderung von
Geschäftsprozessen eine wesentliche Bedingung, um flexibel auf neue
Marktentwicklungen und Kundenbedürfnisse zu reagieren. Kurz: Zeitlicher
Vorsprung ist Wettbewerbsvorteil.
Die "aus heutiger Sicht" vertraute Perspektive war das Ergebnis
vergleichender Untersuchungen von amerikanischen und japanischen Unternehmen.
Während sich amerikanische Automobilhersteller beispielsweise lange Zeit auf
Kostensenkungen und Grössenvorteile konzentrierten, entwickelten japanische
Unternehmen neue Produktionsverfahren wie "just-in-time"-Produktion
und hochflexible Zulieferer-Netzwerke. Qualitätssteigerung bei gleichzeitiger
Flexibilisierung und niedrigeren Kosten ermöglichten kürzere Produktzyklen und
die Reaktion und individuell zugeschnittene Angebote.
Mit dem Übergang von der produktions- zur informationsbasierten Wirtschaft ist
der Wettbewerbsfaktor Zeit noch stärker in den Mittelpunkt gerückt. Im
elektronischen Handel entscheidet heute die Schnelligkeit des Markteintritts,
die Flexibilität und die andauernde Infragestellung des Geschäftsmodells sowie
die Innovationsgeschwindigkeit des Unternehmens über Gewinner und Verlierer.